Die Sanierung von Schulgebäuden ist eine zentrale Aufgabe, wenn es um die Modernisierung und Sicherstellung einer optimalen Lernumgebung geht. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle – von der energetischen Optimierung bis hin zur Verbesserung der Innenraumgestaltung. Oftmals sind Gebäude aber auch elektrotechnisch sanierungsbedürftig, da sich die Anforderungen an Sicherheit und Beleuchtung durch technischen Fortschritt im Laufe der Jahrzehnte verändert haben.
In diesem Blogbeitrag wollen wir darauf eingehen, welche Anpassungen bei einer Sanierung in der Elektroplanung vonstattengehen, auf was besonders geachtet wird und wie sich die Sanierung von Schulgebäuden von anderen Gebäudetypen unterscheidet.
Besonderheiten bei der Sanierung von Schulgebäuden
Schulgebäude unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von anderen Immobilien. Häufig sind Bauten der Wohnungsbauserie 70 (WBS 70) von aktuellen Sanierungsvorhaben betroffen. Dieses Wohnungsbauprogramm fand zwischen 1970 und 1990 in Ostdeutschland statt und ist heute als typischer Plattenbau bekannt.
Da Schulen nicht nur als Lernorte, sondern auch als Gemeinschaftsräume, Sportstätten und Treffpunkte dienen, haben Sanierungen entsprechend vielfältige Anforderungen:
Sicherheitsaspekte: In Schulen sind besonders hohe Sicherheitsstandards gefordert. Dies betrifft sowohl den Brandschutz als auch die elektrotechnische Sicherheit.
Flexibilität: Klassenzimmer und Fachräume müssen auf unterschiedliche Unterrichtsformen und Technologien ausgelegt sein und werden häufig in Zuge einer Sanierung angepasst oder neu aufgeteilt.
Nachhaltigkeit: Angesichts steigender Energiepreise und Umweltbewusstsein wird der Einsatz energieeffizienter Systeme immer wichtiger.
Zukunftsfähigkeit: Die Elektroinstallation muss heutigen und künftigen Anforderungen gerecht werden, z. B. für die Integration von Smart Boards, Ladestationen für Tablets und andere digitale Lehrmittel.

Die Rolle der Elektroplanung
Für die elektrotechnische Sanierung von Schulgebäuden gibt es vorgegeben Anforderungen der Stadt an den Ausbau der Strom- und Datennetze. Dementsprechend stehen Musterräume zur Verfügung, aber auch genaue Angaben über die Anzahl der geforderten Steck- und Datendosen und deren vorgesehener Stelle im Raum.
Folgende Aspekte stehen bei der Elektroplanung im Fokus:
Bedarfsermittlung: Zunächst wird analysiert, welche Anforderungen an die elektrische Infrastruktur bestehen. Dies umfasst die Stromversorgung, Netzwerkinfrastruktur, Beleuchtung und Sicherheitstechnik.
Beleuchtung: Moderne LED-Systeme, die mittlerweile verpflichtend sind, sorgen für eine optimale Ausleuchtung der Räume und tragen zur Energieeinsparung bei. Dabei soll die Ausleuchtung der Klassenräume bei 500 Lux und die Farbtemperatur bei 4000 Kelvin (Kaltweiß) liegen, um die Konzentration der Schüler*innen fördern.
IT-Infrastruktur: Schulen benötigen leistungsstarke Netzwerke, um digitale Lernmittel effektiv nutzen zu können. Dazu gehören ausreichend LAN- und WLAN-Zugänge, Serverkapazitäten und die Integration von Cloud-Lösungen. Auch die Vernetzung eines Campus mit mehreren Schulgebäuden fördert die Zukunftsfähigkeit einer Sanierung.
Sicherheitskonzepte: Neben Brandmelde- und Sprachalarmanlagen sind auch die Notbeleuchtung und Sicherheitssteckdosen essenziell. Einbruchmeldeanlagen mit Integration von Zugangskontrollsystemen werden über eine modulare Zeitsteuerung der Schul- und Pausenzeiten betrieben. Meistens werden auch hochspannungsfeste isolierte Blitzschutzsysteme geplant. Der Einsatz von halogenfreien Kabeln innerhalb des Gebäudes ist schon lange ein gesetzter Standard.
Der Ablauf einer Sanierung
Der Ablauf einer Schulgebäudesanierung folgt meist einem klar strukturierten Plan. Häufig werden energetische Sanierungen der Fassaden während des Schulbetriebs durchgeführt. Dagegen erfordern Komplettsanierungen einen Auszug der Schule, um die Baufreiheit zu gewährleisten.
1. Bestandsaufnahme
eine detaillierte Analyse des aktuellen Zustands des Gebäudes bildet die Grundlage
dabei werden Funktionalität und Sicherheit aller relevanten Bereiche, insbesondere die Elektroinstallationen aufgenommen
2. Planung
die Planung erfolgt unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Nutzer*innen (Grundschule, Oberschule, Gymnasium, Förderschule, Hort) und der gesetzlichen Vorgaben
über einen vereinbarten Zeitraum werden dann je nach beauftragten Leistungsphasen und Anforderungen z.B. Beleuchtung, Steckdosen, Brandmeldeanlagen und Sprachalarmanlagen geplant
dabei gibt es viele Schnittstellen zwischen den Gewerken, bei denen viele Fachplanungen zusammenkommen (neben Elektroplanung, auch: Architekten, Heizung-Lüftung-Sanitär, Gebäudeautomatisierung, Photovoltaik-Anlagen, Aufzug, Außenanlagen, usw.)
Räume werden nach Belieben angepasst und/oder neu aufgeteilt
3. Ausschreibung und Vergabe
auf Basis der Planung werden die notwendigen Bauleistungen ausgeschrieben
die Vergabe erfolgt an geeignete Fachfirmen, die Erfahrung mit Schulgebäuden haben
4. Umsetzung
die eigentlichen Bauarbeiten werden idealerweise in den Ferien oder in Bauabschnitten durchgeführt, um den Schulbetrieb nicht zu stören, allerdings werden auch oft Interimslösungen gefunden
zunächst muss das Gebäude entkernt und Schadstoffe müssen entfernt und entsorgt werden
danach werden die Rohinstallationen der Elektroplanung ausgebaut (Steigepunkte, Trassenbau in den jeweiligen Etagen)
später wird dann die elektrotechnische Feininstallation umgesetzt (Steckdosen, Leuchten, usw.)
der Schwerpunkt liegt auf der Modernisierung der Elektroinstallation, der IT-Infrastruktur und der Sicherheitskonzepte
5. Abnahme und Übergabe
während der Bauarbeiten werden regelmäßige Bauabnahmen von den Planungsinstanzen, wie Brandschutzgutachtern durchgeführt
nach Abschluss der Arbeiten erfolgen Sachverständigenabnahmen für sicherheitsrelevante Systeme
bei der VOB-Abnahme (Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen) mit dem Bauherren wird geprüft ob alle planmäßigen Leistungen umgesetzt wurden
6. Wartung und Nachkontrolle
regelmäßige Wartungen und Nachkontrollen sichern die Langlebigkeit der Maßnahmen und sorgen für einen reibungslosen Betrieb
Unterschied zur Sanierung anderer Gebäudetypen
Die Sanierung von Schulgebäuden unterscheidet sich von anderen Projekten aufgrund von:
Veraltete Infrastruktur: Oft sind die bestehenden Elektroinstallationen nicht dokumentiert oder entsprechen nicht mehr den aktuellen Standards. Dies kann die Planung und Umsetzung erheblich erschweren.
Zeitlicher Planung: Die Sanierung muss oft während der Ferienzeit oder in Etappen erfolgen, um den Schulbetrieb nicht zu stören. Teils werden Nachbarschulen noch betrieben und der Bau darf den Unterricht nicht beeinträchtigen. Teilweise müssen Interimslösungen gefunden werden.
Baulichen Besonderheiten:
Viele Elektroinstallationen müssen in vertikalen Brüstungskanälen stattfinden, weil Schlitzen in WBS-70-Bauten kaum möglich ist.
Es gibt teils tiefe Unterzüge, durch welche für die Verlegung der technischen Gebäudeausrüstung (Kabel, usw.) gebohrt werden muss. Dies wiederum stellt oft ein statisches Problem dar.
Zusätzlich ist häufig wenig Raum für die Verlegung von Trassen und Kabel vorhanden, da eine lichte Raumhöhe von 2,75 m vom Amt für Schule gefordert wird, die Räume aber meist nur 3,10m hoch sind. Dementsprechend ist wenig Platz über und für eine Abhangdecke.
Fazit
Die Elektroplanung spielt bei der Sanierung von Schulgebäuden eine zentrale Rolle. Sie bildet die Grundlage für eine sichere, nachhaltige und zukunftsorientierte Nutzung. Eine gelungene Umsetzung erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Architektinnen, Elektroplanerinnen und den Schulträgern.
So werden die Schulen nicht nur modernen Anforderungen gerecht, sondern bieten auch eine Umgebung, in der Lernen und Lehren Freude machen.
Comments