Wie sieht die Elektroplanung in 20 Jahren aus?
- AdaptING GmbH

- 2. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Die Elektroplanung ist seit jeher ein Spiegel technologischer Entwicklungen. Wo früher Kabel, Schalter und Sicherungen im Vordergrund standen, geht es heute längst um intelligente Systeme, vernetzte Gebäude und nachhaltige Energiekonzepte. Doch wie wird sich dieser Bereich in den nächsten 20 Jahren weiterentwickeln? Die Kombination aus Digitalisierung, künstlicher Intelligenz und erneuerbaren Energien wird die Elektroplanung bis 2045 grundlegend verändern – sowohl in der Technik als auch in den Anforderungen an die Planer selbst.

Technologische Trends der Zukunft
Die nächsten 20 Jahre werden von technischen Innovationen geprägt sein, die die Elektroplanung grundlegend verändern. Bereits heute sind Ansätze wie digitale Bauprozesse oder smarte Energiesteuerung im Einsatz, doch in Zukunft werden sie zum Standard gehören. Besonders vier Entwicklungen stechen hervor: Digitalisierung, künstliche Intelligenz, intelligente Energienetze und neue Technologien für Energieübertragung und Speicherung.
Digitalisierung & BIM
Planung und Ausführung verschmelzen in einem vollständig digitalen Prozess
digitale Zwillinge von Gebäuden ermöglichen nicht nur eine präzise Bauplanung, sondern auch eine kontinuierliche Optimierung während des gesamten Lebenszyklus
Künstliche Intelligenz (KI)
KI-Systeme unterstützen den Planungsprozess, indem sie Kabelwege, Netzwerke und Energieflüsse automatisch berechnen
Fehler können bereits in der Entwurfsphase erkannt und behoben werden, bevor sie auf der Baustelle entstehen
die Rolle des Menschen verschiebt sich von der reinen Berechnung hin zur übergeordneten Kontrolle und Bewertung
Smart Grids & Energiemanagement
Gebäude werden aktive Teilnehmer im Stromnetz und nicht nur Verbraucher
überschüssige Energie aus Photovoltaik oder Speichern kann ins Netz zurückgespeist werden
intelligente Steuerungen sorgen dafür, dass Stromverbrauch, Speicherung und Abgabe flexibel gesteuert werden können
Neue Materialien & Technologien
Fortschritte in der Energiespeicherung, etwa durch Feststoffbatterien, erhöhen die Unabhängigkeit von zentralen Netzen
Forschung an kabelloser Energieübertragung könnte künftig Installationen vereinfachen und neue Konzepte ermöglichen
innovative Materialien machen Installationen effizienter und langlebiger
Nachhaltigkeit als Treiber
Der Klimawandel und steigende Energiekosten machen Nachhaltigkeit zu einem der wichtigsten Faktoren in der zukünftigen Elektroplanung. Gebäude sollen nicht nur weniger Energie verbrauchen, sondern im Idealfall selbst Strom produzieren und sich in nachhaltige Quartierskonzepte einfügen. Für Elektroplaner bedeutet das: Sie müssen Systeme denken, die weit über klassische Stromversorgung hinausgehen.
Integration erneuerbarer Energien
Photovoltaik auf Dächern und in Fassaden
Kleinwindanlagen oder geothermische Systeme ergänzen die Energieversorgung
Gebäude entwickeln sich zu Plusenergiehäusern, die mehr Energie erzeugen als sie verbrauchen
Energieautarke Konzepte
Stromspeicher machen Gebäude unabhängiger vom Netz
intelligente Energiemanagementsysteme gleichen Verbrauchsspitzen aus
Überschüsse können ins Smart Grid eingespeist oder mit Nachbarn geteilt werden
Nachhaltige Materialien und Kreislaufwirtschaft
Kabel und Installationssysteme werden recyclingfähig entwickelt
ressourcenschonende Fertigung und Wiederverwertbarkeit werden zum Standard
Die Rolle des Elektroplaners im Jahr 2045
Die Aufgaben von Elektroplanern werden sich grundlegend verändern. Anstatt nur Schaltpläne zu zeichnen oder Stromkreise zu berechnen, übernehmen sie die Rolle von Energie- und Datenmanagern. Sie sind die Schnittstelle zwischen Architektur, IT, Energiemanagement und Nutzeranforderungen.
Ein Elektroplaner im Jahr 2045 arbeitet täglich mit KI-gestützten Assistenten zusammen. Diese schlagen Lösungen vor, berechnen optimale Energiekonzepte und entwerfen digitale Modelle. Doch die Verantwortung bleibt beim Menschen: Es ist die Aufgabe des Planers, Entscheidungen zu validieren, Prioritäten zu setzen und die Sicherheit der Systeme zu gewährleisten.
Bereits jetzt gibt es KI-gestützte Tools, z.B. Celus und Diode Computers, welche wiederkehrende Designaufgaben übernehmen können, von Schaltplänen bis zu Leiterplatten und dabei enorm Zeit und Ressourcen sparen.
Neben technischem Wissen wird ein neues Kompetenzspektrum notwendig. Kenntnisse in IT-Sicherheit, Datenmanagement und Automatisierung sind unverzichtbar. Denn ein Gebäude ist nicht mehr nur ein Bauwerk – es ist ein hochkomplexes, vernetztes System.
Herausforderungen auf dem Weg dahin
Natürlich bringt dieser Wandel nicht nur Vorteile. Mit der zunehmenden Vernetzung wächst auch das Risiko von Cyberangriffen. Elektroplaner müssen sich daher stärker mit Datenschutz und IT-Sicherheit befassen. Ebenso besteht die Gefahr, dass eine zu große Abhängigkeit von Software und KI entsteht. Fehlerhafte Daten oder Systemausfälle könnten schwerwiegende Folgen haben, wenn keine fachliche Kontrolle erfolgt.
Darüber hinaus steigt die Komplexität der Systeme. Unterschiedliche Hersteller, Technologien und Standards müssen nahtlos zusammenarbeiten – eine Aufgabe, die nicht trivial ist. Hinzu kommt der Fachkräftemangel: Schon heute fehlt es an qualifizierten Elektroplanern, und in Zukunft werden noch mehr Spezialisten mit erweiterten Fähigkeiten benötigt. Ausbildung und Weiterbildung müssen sich daher schnell anpassen, um den Anforderungen gerecht zu werden.
Vision: Ein Bauprojekt im Jahr 2045
Stellen wir uns ein typisches Bauprojekt in 20 Jahren vor:
der Architekt erstellt ein 3D-Modell im BIM-System
die KI analysiert automatisch den Energiebedarf, plant Leitungsführungen und schlägt nachhaltige Materialien vor
der Elektroplaner prüft die Vorschläge, optimiert kritische Stellen und achtet auf Sicherheitsaspekte
das Gebäude wird mit PV-Fassaden, integrierten Speichern und einem smarten Energiemanagement ausgestattet
nach der Fertigstellung sorgt ein digitaler Zwilling dafür, dass Betrieb und Wartung kontinuierlich überwacht und angepasst werden
Fazit
Die Elektroplanung in 20 Jahren wird nicht mehr mit der heutigen vergleichbar sein. Sie wird digitaler, intelligenter und nachhaltiger – und gleichzeitig anspruchsvoller. Künstliche Intelligenz, Smart Grids und erneuerbare Energien werden zentrale Rollen spielen.
Für Elektroplaner bedeutet das mehr Verantwortung, aber auch spannende neue Chancen. Wer sich auf diese Veränderungen einlässt, wird nicht nur zum Planer von Stromkreisen, sondern zum Gestalter einer vernetzten und nachhaltigen Zukunft.
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