Erneuerbare Energien in der Elektroplanung: Was ist möglich?
- AdaptING GmbH

- 6. Aug.
- 4 Min. Lesezeit
Der Wandel hin zu einer klimaneutralen Energieversorgung stellt viele Branchen vor neue Herausforderungen – und bietet zugleich enorme Chancen. In der Elektroplanung von Gebäuden nehmen erneuerbare Energien mittlerweile eine zentrale Rolle ein. Sie sind nicht länger eine optionale Ergänzung, sondern vielfach ein integraler Bestandteil moderner Planungs- und Bauprojekte.
Vor allem im Wohn- und Gewerbebau erwarten Bauherren heute Lösungen, die Nachhaltigkeit mit Wirtschaftlichkeit vereinen. Photovoltaikanlagen, Stromspeicher und Ladeinfrastruktur für E-Mobilität gehören längst zu den Standardanforderungen. Die Elektroplanung muss sich deshalb zunehmend mit Fragen der Energieerzeugung, Energiespeicherung und des intelligenten Energiemanagements auseinandersetzen.
In diesem Beitrag zeigen wir, was technisch möglich ist, worauf es in der Planung ankommt und welche Entwicklungen die Zukunft prägen werden.

Grundlagen: Welche erneuerbaren Energien sind relevant?
Erneuerbare Energien umfassen ein breites Spektrum an Technologien – von Photovoltaik über Wind- und Wasserkraft bis hin zu Biomasse und Geothermie. Für die Elektroplanung von Gebäuden ist jedoch nicht jede dieser Energieformen von gleicher Relevanz.
Besonders wichtig ist die Photovoltaik. Sie lässt sich relativ einfach auf Dächern oder Fassaden installieren, ist wartungsarm und wirtschaftlich zunehmend attraktiv. Auch Stromspeicher auf Lithium-Ionen-Basis werden immer leistungsfähiger und günstiger. Kleinwindkraftanlagen hingegen sind für private oder städtische Gebäude oft ungeeignet, da sie in bebauten Gebieten nur unzureichend Erträge liefern.
Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen fördern den Ausbau erneuerbarer Energien. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) schafft Anreize für die Einspeisung von Solarstrom, während Förderprogramme wie die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) und Angebote der KfW oder BAFA finanzielle Unterstützung bieten.
Integration erneuerbarer Energien in die Elektroplanung
Photovoltaikanlagen – Strom vom eigenen Dach
Die Planung einer Photovoltaikanlage beginnt mit der Standortanalyse: Wie groß ist die zur Verfügung stehende Dachfläche? Welche Ausrichtung und Neigung hat sie? Gibt es Verschattungen durch Bäume, Gauben oder Nachbargebäude? All diese Faktoren beeinflussen die Wirtschaftlichkeit und Leistungsfähigkeit einer PV-Anlage.
In der Elektroplanung muss die PV-Anlage sinnvoll in das Gebäudenetz eingebunden werden. Dazu gehören:
die Auswahl geeigneter Wechselrichter
die Integration ins Zählersystem
die Planung der Einspeisung
die Vorbereitung für einen möglichen späteren Speicheranschluss
Der Trend geht dabei klar in Richtung Eigenverbrauch. Ziel ist es, möglichst viel des selbst erzeugten Stroms direkt im Gebäude zu nutzen – sei es für Haushaltsgeräte, Wärmepumpen oder die Ladeinfrastruktur.
Stromspeicher und intelligentes Lastmanagement
Mit einem Batteriespeicher lässt sich der Eigenverbrauch deutlich steigern. Während ohne Speicher häufig nur 20–30 % des erzeugten Stroms selbst genutzt werden können, steigt der Wert mit Speicher auf 60–70 %. Die Wahl der richtigen Speichergröße ist dabei ebenso entscheidend wie die Anbindung an ein intelligentes Energiemanagementsystem.
Ein solches System kann Verbrauch und Erzeugung in Echtzeit analysieren und Verbraucher gezielt dann aktivieren, wenn Solarstrom zur Verfügung steht. So werden Lastspitzen geglättet, Netzbezug reduziert und die Wirtschaftlichkeit der Anlage verbessert.
Zudem erlaubt ein gut geplantes System auch eine spätere Erweiterung – etwa durch zusätzliche Module, weitere Verbraucher oder eine Notstromfunktion.
Ladeinfrastruktur für Elektromobilität
Die Elektromobilität gewinnt rasant an Bedeutung. Viele Bauherren möchten ihre Fahrzeuge direkt am Haus laden – möglichst mit eigenem Solarstrom. Die Elektroplanung sollte daher von Anfang an die Voraussetzungen für eine oder mehrere Wallboxen schaffen.
Wichtig ist dabei nicht nur die Dimensionierung der Leitung und Absicherung, sondern auch die Integration in das Gesamtsystem. Ladepunkte können heute so gesteuert werden, dass sie bevorzugt dann laden, wenn die PV-Anlage Überschuss erzeugt. In Kombination mit einem Speicher ist sogar echtes „grünes Fahren“ möglich – mit 100 % eigenem Solarstrom.
Die Förderlandschaft unterstützt diesen Trend: KfW-Programme und regionale Zuschüsse erleichtern die Finanzierung von Ladepunkten, insbesondere wenn sie mit erneuerbaren Energien gekoppelt sind.
Notstromversorgung und Inselbetrieb
Ein weiteres Thema, das in der Planung zunehmend aufkommt, ist die Versorgungssicherheit. Stromausfälle sind selten – aber sie können Folgen haben. Viele Bauherren interessieren sich deshalb für Systeme, die bei Netzausfall eine Notstromversorgung sicherstellen.
Diese reicht von unterbrechungsfreien Stromversorgungen (USV) für einzelne Verbraucher bis hin zu vollständigen Inselsystemen, die das gesamte Gebäude versorgen können. Letzteres ist besonders anspruchsvoll in der Planung und erfordert spezielle Wechselrichter, automatisierte Umschalteinrichtungen und eine durchdachte Lastverteilung.
Technische Herausforderungen und Anforderungen
Die Integration erneuerbarer Energien ist kein Plug-and-Play-System. Sie stellt hohe Anforderungen an Planung, Installation und Betrieb.
Einige zentrale Herausforderungen:
Die Einspeisung von PV-Strom muss mit dem Netzbetreiber abgestimmt werden – insbesondere bei Anlagen über 30 kWp
Kabel und Schutzorgane müssen auf höhere Stromstärken und Rückspeisung ausgelegt sein
Überspannungsschutz, Erdung und Blitzschutz sind bei PV-Anlagen gesetzlich vorgeschrieben
Alle Anlagen müssen normgerecht dokumentiert und geprüft werden – inklusive Messprotokollen, Konformitätserklärungen und Anlagenschemata
Gerade bei der Kopplung mehrerer Systeme – PV, Speicher, Wärmepumpe, Wallbox – wird die Elektroverteilung zum hochkomplexen Steuerzentrum. Ein frühzeitiger und integrativer Planungsansatz ist deshalb unerlässlich.
Wirtschaftlichkeit und Fördermöglichkeiten
Trotz sinkender Preise bleiben Investitionen, sowie die Betriebskosten (Wartung, Versicherung, ggf. Reinigung) in PV, Speicher und Co. kostenintensiv. Doch langfristig lohnen sie sich – nicht nur ökologisch, sondern auch finanziell.
Die Wirtschaftlichkeit hängt maßgeblich ab von:
der Höhe des Eigenverbrauchs,
der Größe und Qualität der Anlage,
der Entwicklung der Strompreise
verfügbare Förderungen
Ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit PV-Anlage und Speicher kann heute rund 60 % seines Jahresstroms selbst erzeugen. Mit Wärmepumpe und E-Auto steigt dieser Wert sogar weiter an. Die Amortisationszeit liegt je nach Konstellation zwischen 8 und 14 Jahren.
Zudem unterstützen zahlreiche Programme die die Investitionen finanziell unterstützen:
EEG-Vergütung für eingespeisten Strom
KfW-Förderung für Speicher und Ladepunkte
BAFA-Zuschüsse für Wärmepumpen mit PV-Kopplung
Zukunftstrends: Energie intelligent vernetzen
Die Energieversorgung der Zukunft ist dezentral, digital und dynamisch. Schon heute zeichnen sich Entwicklungen ab, die die Rolle von Gebäuden im Energiesystem grundlegend verändern.
Einige Trends im Überblick:
Sektorkopplung: Strom wird zunehmend für Wärme und Mobilität genutzt – z. B. durch Wärmepumpen oder Elektroautos.
Bidirektionales Laden: Fahrzeuge können nicht nur Strom beziehen, sondern auch wieder ins Hausnetz einspeisen.
Virtuelle Kraftwerke: Kleine PV-Anlagen und Speicher vernetzen sich zu großen, steuerbaren Energieeinheiten.
Smart Grids: Intelligente Stromnetze erlauben eine fein abgestimmte Verteilung von Energie in Echtzeit.
Für die Elektroplanung bedeutet das: Die Planung endet nicht mehr an der Gebäudegrenze. Künftig wird das Gebäude selbst zu einem aktiven Teil des Energiesystems.
Fazit
Erneuerbare Energien eröffnen heute vielfältige Möglichkeiten in der Elektroplanung – vom klassischen PV-System bis zur komplexen Energiezelle mit Speicher, Ladepunkt und Notstromversorgung. Wer frühzeitig plant und die Systeme intelligent miteinander verknüpft, kann nicht nur den Energieverbrauch optimieren, sondern auch langfristig Kosten sparen und den CO₂-Fußabdruck deutlich reduzieren.
Die zentrale Herausforderung liegt in der ganzheitlichen Betrachtung: Energieerzeugung, -nutzung und -verteilung müssen als System gedacht werden – und genau das ist heute die Aufgabe moderner Elektroplanung.
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