Photovoltaik und Elektromobilität: Die richtige Infrastruktur fürs Eigenheim
- AdaptING GmbH
- vor 6 Tagen
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Der Umstieg auf erneuerbare Energien und eine nachhaltige Mobilität ist nicht mehr nur ein Trend, sondern für viele Menschen zur Überzeugung geworden. Besonders Eigenheimbesitzer haben die Chance, mit einer Photovoltaikanlage (PV-Anlage) und einem Elektroauto aktiv zur Energiewende beizutragen. Die Kombination beider Technologien bietet nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch die Möglichkeit, langfristig Geld zu sparen. Doch wie sieht die richtige Infrastruktur für diese Kombination im eigenen Zuhause aus? Welche technischen Voraussetzungen sind notwendig, welche Investitionen lohnen sich, und wie kann man die verschiedenen Komponenten intelligent miteinander verknüpfen? Genau diesen Fragen widmet sich der folgende Beitrag.

Grundlagen: Photovoltaik und Elektromobilität
Um das volle Potenzial der Kombination von Photovoltaik und Elektromobilität auszuschöpfen, ist es wichtig, die Grundlagen beider Technologien zu verstehen.
Was ist Photovoltaik?
Photovoltaik bezeichnet die direkte Umwandlung von Sonnenlicht in elektrische Energie mittels Solarzellen. Diese Zellen sind in PV-Modulen verbaut, die auf Dächern oder Freiflächen installiert werden. Der erzeugte Gleichstrom wird über einen Wechselrichter in haushaltsüblichen Wechselstrom umgewandelt.
Was bedeutet Elektromobilität?
Elektromobilität steht für den Einsatz von Fahrzeugen, die mit einem Elektromotor angetrieben werden. Diese Fahrzeuge beziehen ihren Strom über eine Ladeinfrastruktur, im besten Fall direkt aus der heimischen Photovoltaikanlage, ansonsten meist über eine Wallbox.
Warum lohnt sich die Kombination?
Die Kombination bietet mehrere Vorteile: Der selbst erzeugte Strom kann direkt für das Laden des Fahrzeugs genutzt werden, was die Energiekosten reduziert und CO2-Emissionen vermeidet. Zudem steigert dies die Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz und den sprunghaften Energiepreisen.
Planung der Infrastruktur
Die richtige Planung ist entscheidend für eine effiziente und zukunftssichere Umsetzung. Dabei sollten mehrere Aspekte berücksichtigt werden:
Strombedarf einschätzen
Bevor man in eine PV-Anlage und ein Elektroauto investiert, ist es wichtig, den eigenen Energiebedarf zu kennen. Ein durchschnittlicher Drei-Personen-Haushalt verbraucht jährlich rund 3.000 bis 4.500 kWh Strom. Ein E-Auto benötigt zusätzlich etwa 1.500 bis 2.500 kWh pro Jahr, je nach Fahrverhalten. Diese Werte sollten die Basis für die Auslegung der PV-Anlage sein, wenn Strom von dieser bezogen werden soll.
PV-Anlage richtig dimensionieren
Je nach Strombedarf sollte die PV-Anlage ausreichend groß sein, um sowohl den Haushaltsstrom als auch das E-Auto zu versorgen. In der Praxis bedeutet das: Ab einer Anlagengröße von etwa 7 kWp lassen sich gute Eigenverbrauchsquoten erzielen. Wer mehr Ladebedarf hat oder in Zukunft zusätzliche Verbraucher (z. B. eine Wärmepumpe) integrieren möchte, sollte eine entsprechend größere Anlage in Betracht ziehen.
Stromspeicher: Ja oder nein?
Ein Stromspeicher ermöglicht es, überschüssige Energie zwischenzuspeichern und sie bei Bedarf zu nutzen – etwa in den Abendstunden oder nachts, wenn keine Sonneneinstrahlung mehr vorhanden ist. Besonders sinnvoll ist ein Speicher, wenn das Fahrzeug vor allem außerhalb der Sonnenstunden geladen wird. Speicher mit einer Kapazität von 5 bis 10 kWh sind für Einfamilienhäuser meist ausreichend.
Ladeinfrastruktur: Wallbox vs. Steckdose
Das Laden eines Elektroautos über eine herkömmliche Haushaltssteckdose ist zwar möglich, jedoch ineffizient und sicherheitstechnisch nicht zu empfehlen. Eine Wallbox hingegen bietet zahlreiche Vorteile: Sie ist leistungsstärker (in der Regel 11 oder 22 kW), sicherer und kann in ein intelligentes Energiemanagementsystem eingebunden werden. Zudem ermöglicht sie das gezielte Laden mit PV-Strom.
Energiemanagementsysteme
Ein intelligentes Energiemanagementsystem (EMS) verknüpft die PV-Anlage mit dem Speicher, der Wallbox und weiteren Verbrauchern im Haushalt. Es analysiert Stromerzeugung und -verbrauch in Echtzeit und steuert die Energieflüsse so, dass der Eigenverbrauch maximiert wird. Moderne EMS können per App gesteuert werden und bieten auch Schnittstellen für Smart-Home-Anwendungen.
Technische Umsetzung
Die technische Umsetzung erfordert Know-how und sollte in enger Zusammenarbeit mit elektrotechnischen Fachbetrieben erfolgen. Im Folgenden eine Übersicht der wichtigsten Komponenten und Anforderungen:
Komponenten im Überblick
PV-Module: Die Solarzellen, die auf dem Dach montiert werden und Sonnenlicht in Strom umwandeln.
Wechselrichter: Wandelt den von den PV-Modulen erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom für den Haushaltsgebrauch um.
Stromspeicher: Speichert überschüssige Energie und gibt sie bei Bedarf ab.
Wallbox: Die Ladeeinheit für das E-Auto. Mit intelligenten Funktionen ausgestattet, kann sie auch überschüssigen PV-Strom gezielt nutzen.
Energiemanagementsystem: Steuert die verschiedenen Komponenten, analysiert die Energiebilanz und sorgt für eine effiziente Nutzung.
Anschluss und Anforderungen
Die Installation der gesamten Infrastruktur muss normgerecht und sicher erfolgen. Die vorhandene Hausinstallation sollte auf eine zusätzliche Strombelastung vorbereitet werden. Gegebenenfalls ist eine Erweiterung des Hausanschlusses notwendig. Auch der Netzbetreiber muss informiert und ggf. in die Planung eingebunden werden.
Förderprogramme und gesetzliche Vorgaben
Es gibt eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene. Beispielsweise fördert die KfW sowohl PV-Anlagen als auch Stromspeicher und Wallboxen. Wichtig ist, dass Anträge vor der Anschaffung gestellt werden. Zudem gelten technische Vorgaben wie die Pflicht zur Anmeldung der PV-Anlage im Marktstammdatenregister.
Systemarchitektur
Eine durchdachte Systemarchitektur stellt sicher, dass alle Komponenten optimal zusammenarbeiten. Viele Hersteller bieten Komplettsysteme an, bei denen alle Elemente aufeinander abgestimmt sind. Alternativ können auch Einzelkomponenten verschiedener Hersteller kombiniert werden – hier ist jedoch auf Kompatibilität zu achten.
Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit
Die Investition in eine PV-Anlage mit Ladeinfrastruktur zahlt sich in mehrfacher Hinsicht aus. Neben dem Beitrag zum Klimaschutz profitiert man auch wirtschaftlich.
Kosten und Einsparungen
Die Anschaffungskosten für eine PV-Anlage mit Speicher und Wallbox liegen je nach Umfang bei etwa 15.000 bis 30.000 Euro. Dem gegenüber stehen Einsparungen bei den Stromkosten (ca. 25 bis 35 Cent/kWh) und bei den Kraftstoffkosten. Bei einem jährlichen Strombedarf von 2.000 kWh für das E-Auto ergibt das bereits eine Ersparnis von über 500 Euro pro Jahr.
CO2-Bilanz verbessern
Ein mit Solarstrom betriebenes Elektroauto verursacht nahezu keine CO2-Emissionen im Betrieb. Im Vergleich zu einem Verbrenner lassen sich mehrere hundert Kilogramm CO2 pro Jahr einsparen. Die eigene PV-Anlage ist somit ein effektives Mittel zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks.
Eigenverbrauchsquote optimieren
Je höher der Anteil des selbst verbrauchten Stroms, desto wirtschaftlicher ist die Anlage. Dies kann durch intelligente Steuerung und Speichereinsatz auf 60 bis 80 % gesteigert werden. Besonders hilfreich ist es, das Fahrzeug tagsüber zu laden, wenn die PV-Anlage Strom liefert.
Praxisbeispiele und Erfahrungsberichte
Beispiel 1: Familie Müller aus Bayern
Die Familie hat eine 10-kWp-PV-Anlage installiert, dazu einen 10-kWh-Speicher und eine Wallbox mit 11 kW Leistung. Durch die Kombination erreicht sie eine Eigenverbrauchsquote von 70 % und lädt ihr Elektroauto nahezu ausschließlich mit Solarstrom. Die Familie berichtet von hoher Zufriedenheit und geringeren Stromkosten.
Beispiel 2: Herr Schneider aus NRW
Er hat bewusst auf einen Speicher verzichtet, dafür aber eine smarte Wallbox integriert. Diese lädt das E-Auto vor allem zur Mittagszeit, wenn die PV-Anlage viel Strom liefert. Trotz fehlendem Speicher erreicht er eine Eigenverbrauchsquote von über 50 % und spart über 1.000 Euro Stromkosten pro Jahr.
Fazit und Ausblick
Die Verbindung von Photovoltaik und Elektromobilität ist ein zukunftssicheres Modell für Eigenheimbesitzer. Wer heute in diese Technologie investiert, sichert sich langfristig gegen steigende Energiepreise ab, steigert den Wert seiner Immobilie und reduziert seinen CO2-Ausstoß erheblich. Die Technik entwickelt sich rasant weiter: In Zukunft werden bidirektionale Lösungen Standard sein, bei denen das E-Auto auch als Stromspeicher für das Haus dient (Vehicle-to-Home). Es lohnt sich also, schon heute die Weichen für morgen zu stellen.
Checkliste für die Umsetzung
Wer die Umsetzung im Eigenheim plant, sollte die folgenden Schritte beachten:
✅ Aktuellen und zukünftigen Stromverbrauch berechnen (Haushalt + E-Auto)
✅ Dachfläche und Ausrichtung prüfen lassen
✅ Größe der PV-Anlage planen (inkl. Reserve für zukünftige Verbraucher)
✅ Speicherbedarf kalkulieren
✅ Passende Wallbox auswählen (Leistung, Steuerung, Hersteller)
✅ Anbieter vergleichen und mehrere Angebote einholen
✅ Fördermöglichkeiten recherchieren und Anträge rechtzeitig stellen
✅ Energiemanagementsystem einplanen
✅ Fachbetrieb mit Planung und Installation beauftragen
✅ Wartung und Monitoring der Anlage sicherstellen
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